Moderiert von der Zirkushistorikerin Mirjam Hildbrand treffen in dieser Gesprächsdiskussion zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen des Schreibens und Lesens in künstlerischer Kreation aufeinander. Bei der Dramaturgin und Literaturtheoretikerin Sabine Reich steht am Anfang der Text für die Befragung gesellschaftlicher Verhältnisse. Der multidisziplinäre Künstler Claudio Stellato beginnt beim Material selbst, mit offenen Fragen oder mit spielerischer Lust am Experiment. Es lässt sich bei beiden feststellen: Kreationsprozesse gleichen Baustellen: Körper, Texte, Materialien, Ideen, Klänge, szenographische Elemente liegen verteilt im Raum und wollen untersucht, ausprobiert und neu geordnet werden. Das verlangt spezifische Werkzeuge und Fähigkeiten. Wie lassen sich Bewegungen, Farben, Handlungen, Gedanken und Geräusche verbinden? Wie (oft) verändert sich die Narration? Entstehen aus Gesten und Objekten Alphabete für eine neue Sprache? In diesen komplexen Anordnungen braucht es dramaturgische Schreibweisen jenseits von linearen oder singulären Erzählweisen und sensibles Timing um vom Suchenden oder Lesenden in den schreibenden Modus zu wechseln.