Die Zirkuswissenschaftlerin Dr. Franziska Trapp skizziert im Interview mit der Dramaturgin Jenny Patschovsky einen Grenzgang zwischen künstlerischer und akademischer Welt, den sie in ihrem jüngsten Buch „Lektüren des Zeitgenössischen Zirkus“ beschreitet. Wie lassen sich Aufführungen des Zeitgenössischen Zirkus adäquat analysieren? Sind Zirkusdarbietungen lesbar? Welche Rolle spielt die Ästhetik des Risikos bei der Rezeption von Stücken? Und was bedeutet das für die Anwendung in der Praxis und im Kreationsprozess? Trapp kritisiert die oftmals wertende Differenzierung zwischen traditionellem, neuem und zeitgenössischem Zirkus. Sie schlägt stattdessen einen semiotischen Ansatz vor, der um die Frage kreist, wie Bedeutung im Zirkus entsteht. Sie unterscheidet zwischen aufeinander aufbauenden Ebenen, die Bedeutung hervorbringen: performativ, spektakulär und narrativ. Diese Ebenen lassen neue „Lektüren des Zeitgenössischen Zirkus“,als Kunstform zwischen Körperpraxen und kulturellem Diskurs zu, die auch umgekehrt wiederum zum Werkzeug für die Künstler:innen selbst werden können.